Das Online-Marketingunternehmen aus dem schwyzerischen Feusisberg erhält einen neuen CEO. Gründer Matteo Schuerch übergibt die operative Leitung per 1. November an Kim Engels. Warum dieser Schritt? Ein exklusives Gespräch mit dem neuen und alten CEO.
PERSÖHNLICH.COM: von Christian Beck
Herr Schuerch, vor acht Jahren haben Sie Converto gegründet. Nun geben Sie den CEO-Posten ab. Warum das? Matteo Schuerch: Ich bin ein Gründer – und erst in zweiter Instanz ein Manager. Unsere Firma hat sich schnell entwickelt und ist sehr erfolgreich unterwegs. Wegen diesem Tempo, dem Kundenwachstum, den Produktlancierungen und den daraus resultierenden Business-Entscheidungen bin ich stark von operativen Aufgaben absorbiert. Die Firma braucht nun einen Fokus auf wichtige strategische Themen und auf die weitere Entwicklung unserer Produkte und die geografische Expansion.
Sind Sie als Verwaltungsratspräsident dann nicht etwas weit weg vom Alltagsgeschehen? Schuerch: Ich werde mich weiterhin voll für meine Firma einsetzen. Wichtig ist der grössere Abstand vom Tagesgeschäft. Dies ist genau der Grund, weshalb ich mich für diesen Schritt entschieden haben: Luft, Raum und Zeit für die wichtigen strategischen Themen rund um Converto zu haben.
Herr Engels, wie gross sind die Fussstapfen, in die Sie nun treten werden? Kim Engels: Definitiv gross, schliesslich ist Converto eine sehr erfolgreiche Firma und in den letzten Jahren grossartig gewachsen. Die 25-köpfige Firma ist heute im DACH-Raum tätig und betreut über 300 Werbekunden und Agenturen. Da Matteo das Unternehmen nicht verlässt, sondern weiterhin anwesend sein wird, kann er sicherlich an der ein oder anderen Stelle die Fussstapfen noch mit füllen.
Was reizte Sie, diesen Job als neuer CEO von Converto anzunehmen? Engels: Vor allem die absolut strategische Ausrichtung als Technologie-Leader und der Drang des Fortschritts sowie auch die Erfahrungen aus bereits vergangenen gemeinsamen Projekten.
Und weshalb ist Kim Engels der perfekte Nachfolger, Herr Schuerch? Schuerch: Ich habe Kim vor über zehn Jahren kennengelernt und immer wieder mit ihm als Partner gearbeitet. Seine menschlichen und kommerziellen Kompetenzen, seine Management-Skills und seine Beraterfähigkeiten habe ich schon immer geschätzt und mir deshalb bereits vor Jahren gesagt: «Kim wäre ein perfekter Nachfolger für die Führung von Converto». Er ist mit Online gross geworden. Er lebt Onlinemarketing und er hat ein einzigartiges Know-how über die Materie. Zusätzlich hat er sehr erfolgreich neue Standorte eröffnet und den Markt erschlossen und Firmen im DACH-Raum mit eindrücklichen Resultaten geleitet.
«Converto ist mein Baby»
Hand aufs Herz: Können Sie loslassen und die operative Führung einfach so abgeben? Schuerch: Converto ist mein Baby, und wie mit allen Babys müssen die Eltern lernen loszulassen, wenn das Kind erwachsen wird. Ganz besonders im Operativen.
Ganz konkret: Wie ist ab Dienstag die Aufgabenteilung zwischen Ihnen beiden? Schuerch: Wir werden für die nächsten Monate im Tandem arbeiten, sodass Kim gut und effizient eingearbeitet wird.
Engels: Die Einarbeitung wird sicherlich der wichtigste Punkt sein, zusammen mit dem Kennenlernen des Teams, der Partner und Kunden.
Wie intensiv wird die Zusammenarbeit sein? Schuerch: Ich sehe uns als Team: Kim ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung vom Team.
Wie hat sich Converto in den letzten acht Jahren verändert? Schuerch: Diese Frage lässt sich am besten beantworten, wenn wir gleichzeitig den Blick auf die Marktentwicklung lenken. Converto wurde vor acht Jahren als Performance-Marketing-Anbieterin vor allem für das E-Commerce-Segment geboren. Damals haben wir unsere Technologie mit hochwertiger Schweizer Reichweite verknüpft, um performancestarke Kampagnen Schweizer E-Commerce Dienstleistern anzubieten. Mit dem Wachstum von globalen Playern wie Google und Meta im E-Commerce-Onlinemarketing haben wir uns entschieden, jährlich DEV-Investitionen im siebenstelligen Bereich zu tätigen, um unsere Produktpalette zu erweitern. Als Ergebnis sind dann die eigenen Innovationen entstanden: Dynamic Ads, Crossmedia und Cookieless-Lösungen.
Und heute? Schuerch: Heute machen wir mit Performance-Kampagnen weniger als ein Viertel unseres Umsatzes. Der Hauptanteil sind Kampagnen mit einem hohen Grad an Innovation für Branding-Kunden und Agenturen.
Kurzfristig: Wohin soll sich das Unternehmen entwickeln? Schuerch: Converto wird die Positionierung im DACH-Raum verstärken, und wir werden bestehende Innovationen – zum Beispiel Cookieless – etablieren und eine neue Lösungspalette, die momentan in der Pilotphase ist, lancieren.
Und mittel- und langfristig? Schuerch: Als Anbieterin sind wir ein europäischer Innovator und wollen uns nicht auf DACH begrenzen. Diese Pläne sind die wichtigsten Themen, die mich als Verwaltungsratspräsidenten beschäftigen werden.
Welches sind momentan die grössten Herausforderungen? Schuerch: Zum einen sicherlich, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Zum anderen wird der Onlinewerbemarkt zunehmend von ein, zwei globalen Giganten monopolisiert. Dies ist einerseits sehr gefährlich, da es eine fast vollständige Abhängigkeit der Werbekunden von diesen Akteuren schafft und das Wachstum eines lokalen Akteurs wie Converto einschränkt. Andererseits ist es mit der Zeit auch eine Chance, denn die Werbekunden erkennen, dass sie die Kanäle, die Aufmerksamkeit, Traffic und Onlineverkäufe erzeugen, diversifizieren müssen.
«Ich entwickle auch gerne mal wilde Ideen»
Herr Engels, wie intensiv haben Sie sich bereits auf Ihren neuen Arbeitgeber vorbereitet? Engels: Sehr intensiv, ich habe bereits Gespräche mit dem Team geführt und natürlich auch das Kunden- und Partnerportfolio bereits begutachtet. Und davon abgesehen kenne ich Converto ja auch bereits aus der Vergangenheit.
Was für ein Chef sind Sie? Engels: Ich würde mich als jemand bezeichnen, der dem Team sehr viele Freiheiten lässt und gerne auch mal wilde Ideen entwickelt, wenn es Sinn macht. Und das soll wohl auch schon vorgekommen sein.
Kim Engels: «Ich habe bereits Gespräche mit dem Team geführt.»
Herr Schuerch, Converto hat ihren Sitz in Feusisberg. Der günstigen Steuern wegen? Schuerch: Vor Covid hatten wir die Verwaltung der Firma in Feusisberg und das kommerzielle Team in Zürich. Jetzt, nach der Covidzeit, haben wir festgestellt, dass die externen Meetings entweder bei Kunden oder virtuell stattfinden und, dass das eigene Team lieber flexibel arbeitet – virtuell oder vor Ort. Deswegen haben wir uns entschieden, für die Schweiz ausschliesslich das Büro in Feusisberg zu belassen.
Sie spielen in Ihrer Freizeit Piano. Welchen Soundtrack würden Sie Ihrer Firma geben? Schuerch: Mein Leben als Pianist ist mit einer grossen musikalischen Liebe geboren: Tchaikovskys erstes Klavierkonzert. Die Leidenschaft, mit der ich dieses erste Konzert erlernt habe, ist vergleichbar mit der, Converto zu bauen. Eine grosse Anstrengung, aber mit einem wunderbaren Ergebnis.
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